Am 23.12.2010 fiel der letzte Vorhang von „XMAS GIFT“ und es war wie immer – bei diesem so außergewöhnlichen Jugendmusicalprojekt – ein emotionales Ereignis, bedeutete es doch gleichzeitig auch das Ende eines rund 8 Monate dauernden Weges, der für die jungen DarstellerInnen im Alter von 10 – 18 Jahren natürlich anstrengend und intensiv aber gleichzeitig auch in hohem Maße erfüllend war, weil GEMEINSAM – und auf diesem Wort liegt die Betonung – ein Ziel erreicht wurde, das viele Zuseher überraschte, begeisterte und in seinen Bann zog.
Dass dieses abendfüllende Musical darüberhinaus noch zu so einem Erfolg wurde, ist doppelt schön, aber eigentlich nur von sekundärer Bedeutung weil es primäres Ziel einer guten Nachwuchsausbildung sein muss, dass das soziale Teamgefüge stimmt.
Nur wenn das gegeben ist, wird auch der Einzelne in der Lage sein, wirklich große persönlichkeitsbildende und künstlerische Fortschritte zu machen.
„Xmas Gift“ hat einmal mehr den Beweis dafür erbracht!
Am Anfang stand die Audition im April 2010.
Einige kannten sich, viele kannten niemanden und für die Mehrheit war Sabine Arthold´s Choreographie natürlich „viel zu schwer für eine Nachwuchsaudition“. Damit hatten sie einerseits vielleicht Recht, aber andererseits erhebt das Xmas Projekt ja ganz bewusst den Anspruch, eine Vorfeldabteilung der PERFORMING ACADEMY zu sein und spätestens dort hat es keinen Sinn, nur halbwegs Singen und Schauspielen zu können sondern vielmehr das Potential mitzubringen, in Richtung Allrounder, der alle drei Sparten gleichermaßen gut beherrscht, zu gehen.
Mit dem zweiten Auditiontermin stellte sich die Regisseurin und Choreographin Lisa Tatzber mit einer neuen Choreographie ein und fixierte damit die letzten neuen Ensemblemitglieder von „Xmas Gift“. Wie beim ersten Termin gab es vor lauter Aufregung auch diesmal Tränen, die in einem neuen Umfeld ganz normal sind, aber schlussendlich stand das Ensemble am Ende des Tages endgültig fest. Nahezu fest, wäre da nicht noch eine junge Darstellerin aus dem PERFORMING YOUTH COMPANY Ensemble, die, aufgrund ihrer so beindruckenden Leistung bei „Lexicon of Musicals“ im Juni 2010, noch spontan und kurzfristig „nachnominiert“ werden sollte.
37 Ensemblemitglieder, die alleine aufgrund der großen Altersunterschiede unterschiedlicher nicht sein konnten aber Entscheidendes gemeinsam hatten – das Talent, die Leidenschaft, den Willen und den Mut, sich in ein künstlerisches Musical-Abenteuer zu stürzen.
Schon vor den Auditions stand der grobe Handlungsfaden und die meisten der Charaktere für „Xmas Gift“ fest. Nach den Auditions war es die Aufgabe von Tommy Tatzber als Autor, den jungen DarstellerInnen die Rollen „auf den Leib“ zu schreiben bzw. für Lisa Tatzber die richtigen NachwuchskünstlerInnen für die richtigen Rollen zu besetzen.
All das ist ein langwieriger und enorm zeitaufwendiger Prozess, gilt es doch für alle DarstellerInnen interessante Charaktere zu schaffen und alle mit Rollenprofilen zu versehen, die von diesen auch umgesetzt werden können. Ein Regisseur braucht dabei im Vorfeld enorm viel Fingerspitzengefühl, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und abschätzen zu können ob der eine oder andere der Herausforderung überhaupt gewachsen ist.
Auch geht das Xmas Projekt oft den „schwierigen“ Weg, besonders begabte DarstellerInnen nicht auf die Rollen zu besetzen, die ihrem Charakter nahekommen und deswegen ohnedies liegen sondern zum Beispiel der klassischen „Sanften, Hübschen und Liebeswerten“ bewusst auch einmal die „unsympathische Unhübsche“ spielen zu lassen, mit dem Ziel, dass sich diese durch die Herausforderung entscheidend weiter entwickelt. Klappt das, dann ist das ein wichtiges Signal dafür, dass genau dieser junge Darsteller wirklich das Zeug dazu hat, einmal als Profi auf einer Bühne stehen zu können.
Mitte August startete dann die intensive Probenphase mit dem Reading. Zum ersten Mal wurden die jungen KünstlerInnen dabei mit den Dialogen, den Songs und den Handlungssträngen konfrontiert, die „Xmas Gift“ ausmacht.
Ein interessanter Zeitpunkt, denn es ist manchmal so, dass sich einige trotz dem Reading nicht viel unter der ihnen zugeteilten Rollen vorstellen können oder auch die Chance übersehen, während der Probenzeit genau diese Rollen zusammen mit der Regie richtig zu „entwickeln“ und auszubauen. Da gilt es beim Theater oft, sich einfach „fallen“ zu lassen, den Kopf auszuschalten und dem Leading Team zu vertrauen, dass diese ohnedies das Beste aus dem Stück und dem Darsteller heraus holen wollen.
Ganz, ganz selten kann es in solchen Fällen trotzdem passieren, dass die Motivation bei einem solchen Stück mitspielen zu wollen dann plötzlich doch zu gering wird. Das ist schade. Beim Xmas Projekt ist das in der elfjährigen Geschichte glücklicherweise nur einmal passiert, weswegen bei Xmas Gift kurzfristig mit Michael ein Student der PERFORMING ACADEMY diesen Part trotz der Doppelbelastung mit „Camp Rock“ bravourös übernahm und gerade dieser danach sagen sollte, dass er die vielfältigen Erfahrungen, die er bei diesem Projekt machen konnte, ganz sicher nicht missen möchte.
Bereits bei den ersten Durchläufen nach den dreiwöchigen intensiven Sommerproben konnte man sehen, dass dieses Stück im Dezember „aufgehen“ wird, ganz einfach deswegen weil alle Beteiligten mit soviel Leidenschaft an einem Strang zogen und bereits die Durchläufe mit so viel Energie, Lachen und Spaß absolviert wurden.
Da war es bereits spannend zu beobachten, wie tief die sozialen Klüfte zwischen den Luisas und Lilis im Stück waren, wie die Tussis zickten, die Band rockte, die Streber linkisch agierten, die Mütter Gelbmanns so herrlich unsympathisch waren und so den Mamas der Reisner ausreichend Grund gaben, ehrliche Gefühle zeigen zu zögen. Die Engel spiegelten im Himmel so wunderbar die kleinen Schwächen der Menschen auf Erden wieder, die Meffis hatten „teuflischen Spaß“ daran so richtig böse sein zu dürfen und es war toll beobachten zu können, wie die beiden Camaels ihren Hauptsong unter Beifall der anderen wirklich zu ihrem machten.
Die Wochenend-Proben vom September bis zum Dezember waren besonders für das engagierte Leading Team rund um Lisa Tatzber, Sandra Schennach und Kathrin Pollak nicht immer einfach, galt es doch, krankheits- und schulbedingte Ausfälle genauso zu kompensieren wie „talentebedingte“ Ausfälle, nur weil zwei Darstellerinnen vorsätzlich aber trotzdem überraschend unbedingt die große Audition bei „Camp Rock“ in der Wiener Stadthalle gewinnen und in dieser Produktion dann noch mitmachen mussten/ durften/ wollten.
Aber wer konnte vorher schon damit rechnen, dass zwei der vier Sieger gerade aus dem Xmas Projekt kommen, wenn rund 200 BewerberInnen zum Casting antraten. Da wurde das Motto des Xmas Projekts „Die größten Talente aus Wien und Umgebung“ wohl zu wörtlich genommen oder einfach nur erneut bestätigt.
Wie soll/kann da die Regisseurin in einer solchen Situation dann zu so einer Doppelbelastung „Nein“ sagen, wenn es sich dabei noch dazu um eine weitere hauseigene Produktion des PERFORMING CENTER AUSTRIA handelt und auch von dieser Seite sanfter Druck kam, den beiden die Chance nicht zu verwehren. Auch wenn es Lisa ein paar schlaflose Nächte gebracht hat, gebührt ihr genau deswegen für dieses Entgegenkommen im Sinne der Talenteförderung ein großes Dankeschön, denn dass es Michi und Jagoda persönlich viel gebracht hat, bei beiden Projekten dabei gewesen sein zu können, war offensichtlich.
Die letzten Proben im PERFORMING CENTER AUSTRIA waren aus all diesen Gründen sicher nicht leicht, zumal auch die Regisseurin Lisa, die Choreographinnen Sabine und Rita sowie auch die musikalische Leitung den Druck erhöhten und oft „nervten“, weil diese plötzlich alle kleinen Feinheiten mit voller Vehemenz einzufordern begannen.
Auch die Eltern wurden oft auf harte Geduldsproben gestellt, wenn die eigenen Kinder immer öfter erst zwei Stunden nach angegebenen Probenschluss und anschließenden Regieanweisungen & Notes aus den Studios kamen. Da wurde vermutlich in so manchen Elternköpfen oft mit dem Umstand gehadert, warum sich das Kind gerade dieses zeitintensive „Hobby“ aussuchen musste und ob es die Hobbies „Buch lesen“ oder einfach nur „vor dem Fernsehen rumsitzen“ nicht auch getan hätten, wenn darüber hinaus ja auch noch die kleine Nebensächlichkeit Schule irgendwo im Raum stand, die für ihren Geschmack oftmals entschieden zu kurz kam.
Aber alles im Leben ergibt irgendwann einen Sinn und das „WARUM“ eröffnet sich einem oft erst viel später und so wohl auch diese Prüfung für Elternteil und Kind, denn ohne diesen bedingungslosen Einsatz und die künstlerische Leidenschaft des Leading Teams, wäre auch „Xmas Gift“ bestenfalls zu einer „netten“ schon oft gesehenen Jugendaufführung verkommen und nicht zu einer einmaligen „Nachwuchsdemonstration“. Aus diesem Grund möchten wir uns an dieser Stelle ganz besonders für die Geduld und die Unterstützung der Eltern bedanken.
Plötzlich gingen die Scheinwerfer an und jeder der jungen DarstellerInnen konnte seine Stimme zum ersten Mal verstärkt in den großen Boxen des Theaters hören. Die Endprobenphase im Theater Akzent hatte begonnen.
Tibor & Moritz (statt Max & Moritz) klebten Micros und versuchten die tausenden Ton-Cues in Griff zu bekommen.
Die Kostüme wurden glatt gestrichen, das Make Up verfeinert und etwaige Perücken so fixiert und zugeschnitten, dass diese wirklich wie Haare und nicht wie Staubwedeln aussahen.
Jeder spürte den berühmten letzten Ruck durch das Ensemble gehen, der immer dann kommt wenn die Premiere nicht mehr fern sondern praktisch vor der Tür steht.
Anspannung lag in der Luft und kleine Zweifel machten sich breit, ob die lästige Verkühlung rechtzeitig weg sein wird, Texthänger ausbleiben, das Stück ankommt, die Choreographie passen wird und die Umbauten so klappen, dass man im Dunkeln nicht plötzlich gegen eine Wand läuft, die sonst nie dagestanden ist.
Aber alles klappte – bis auf die vielen kleinen Hoppalas, die normalerweise nur der Künstler auf der Bühne merkt, aber niemals der Zuseher – und schon die Premiere war genauso ein vielumjubelter Erfolg wie auch die späteren Reaktionen und Kritiken durchwegs positiv waren.
Erleichterung, ausgelassenes Lachen vor und hinter der Bühne, Umarmung einer 18-jährigen mit der 10-jährigen – etwas Großes gemeinsam geschafft zu haben und ein Gefühl für´s Leben mitnehmen, das viele andere niemals erleben werden. Nämlich die unglaublich erhebende Leistung spüren zu können, im Rampenlicht vor vielen Zusehern bestehen zu können und sich in eine Rolle glaubwürdig hineingelebt und diese verkörpert zu haben, die ich im realen Leben selber gar nicht bin, die mir vielleicht sogar fremd ist. Aber auch die Bestätigung zu spüren mit Menschen, die ich vor einem Jahr noch nicht kannte, zu einer kleinen „Xmas Familie“ zusammengewachsen zu sein, Selbstbewußtsein getankt zu haben, um durch die künstlerische Betätigung und den Erfolg als Mensch weiter wachsen zu können.
Viel Schöneres kann es nicht geben, als ein Ziel GEMEINSAM zu schaffen und nicht als Einzelgänger – das macht das XMAS Projekt aus!
Egal wohin das Schicksal die 37 jungen DarsellerInnen im Leben auch bringen wird, ob in Rechtsanwaltskanzleien, an Supermarktkassen, in diversen Sekretariaten, in andere Länder oder eben vielleicht sogar auf die künstlerischen Bühnen dieser Welt, die 8 Monate einer gemeinsamen intensiven Zeit von „Xmas Gift“ werden all die DarstellerInnen von „Xmas Gift“ niemals vergessen. Vielleicht graben sie in vielen Jahren ja sogar einmal die Photos aus Kisten am Dachboden, um diese stolz und mit einem breiten Grinsen ihren Kindern und Enkelkindern zeigen zu können.
Ein schöneres Geschenk oder „Gift“ konnte „Xmas Gift“ nicht machen.
Apropos Photos. Bernhard Fritsch hat wieder einmal wunderschöne Bühnenphotos gemacht, die bereits zum großen Teil vorliegen und in geringem Ausmaß bereits in diesem Bericht eingearbeitet wurden. Wir warten aber bewusst, bis alle fertig sind, um diese dann gemeinsam in einer großen Galerie auf www.performingcenter.at zu präsentieren.
Wer aber nicht so lange warten kann, der sei vorerst einmal auf den bereits online stehenden „Xmas Gift Trailer“ auf You Tube verwiesen, der einen guten Eindruck davon gibt, was „Xmas Gift“ so „special“ gemacht hat.
Und das nächste Xmas Projekt des PERFORMING CENTER AUSTRIA kommt bestimmt!