Ganz Wien hört bald ein „Who“, denn in knapp einem Monat, am 6. und 7. April, ist es soweit und im Theater Akzent hebt sich der Vorhang für das neueste Trendprojekt des PERFORMING CENTER AUSTRIA. Der diesjährige Abschlussjahrgang der PERFORMING ACADEMY präsentiert die österreichische Erstaufführung von „Seussical – The Musical“.
Das, im Jahr 2000 am Broadway erst mal aufgeführte, Musical „Seussical-The Musical“ ist aufgrund der genial-phantastischen Geschichten von Theodor, „Dr.“, Seuss und der großartigen Songs von Stephen Flaherty ein absoluter Musical-Geheimtipp.
Die österreichische Erstaufführung in ihrer speziellen Bearbeitung und mit einmaliger Besetzung wird das ändern. Sie wird durch den Mut, dem hiesigen Publikum neue Stücke zu eröffnen, dafür sorgen, dass „Seussical“ mit Sicherheit vom Geheimtipp zum Publikumsliebling avanciert.
Wir stellen ab jetzt, in regelmäßigen Abständen, an dieser Stelle die 10 AbsolventInnen 2011 der PERFORMING ACADEMY vor.
Nicht zufällig scheint „Seussical“ wie maßgeschneidert für diese 10 Persönlichkeiten. Warum das so ist, verrät uns zum Auftakt Regisseurin Rita Sereinig im nachstehenden Interview – und noch so manch anderes Detail zu dieser im Wortsinn ungewöhnlichen Produktion:
Who is Who in Seussical?
PCA: Nach dem großen Erfolg mit Disney „Camp Rock – Das Musical“ erarbeitest du im Moment eine kleinere, aber sehr feine Produktion für die finale Show der diesjährigen Abschlussklasse der Performing Academy – die österreichische Erstaufführung des Musical „Seussical“. Wie kam es zur Idee, sich um die Aufführungsrechte für dieses Musical zu bemühen?
RITA: Die Idee „Seussical“ auf eine Bühne zu bringen, schwebt mir eigentlich schon länger vor. Genau genommen, seit dem ich es vor Jahren am Broadway gesehen habe. Die verschiedenen Charaktere passen perfekt auf die diesjährigen Absolventen. Daher war es naheliegend, die amerikanische Märchenwelt im Theater Akzent zum Leben zu erwecken ;-)
PCA: Das Musical Seussical ist hier bei uns zwar weniger bekannt, sehr wohl aber die Figuren und die Geschichten aus denen sie ursprünglich stammen. Sie entstammen der Feder von Theodor Seuss, kurz Dr. Seuss genannt, quasi der Entsprechung zu den Gebrüdern Grimm im englischsprachigen Raum, wo seine Storys Kultstatus genießen. Kurz erzählt, worum geht es in Seussical?
RITA: In diesem Musical treffen verschiedene Figuren von Dr.Seuss aufeinander, die in seinen Büchern eigentlich nichts miteinander zu tun haben. „The Cat in the Hat“ fungiert als eine Art Erzähler, der immer wieder in verschiedenen Rollen auftaucht. Da gibt es den gutmütigen Elefanten „Horton“, der durch Zufall der Beschützer eines winzig-kleinen Volkes, die „Whos“, wird. Die restlichen Dschungelbewohner halten ihn für verrückt und nehmen ihm die Blume weg, auf der Horton sie in Sicherheit gebracht hatte. In „Whoville“ passiert unterdessen auch einiges…“Jojo“, der Bürgermeistersohn, wird, weil er nur am Tagträumen ist und sich seine Eltern um seine Entwicklung sorgen, in ein Bootcamp zu „General Schmitz“ gebracht. Parallel zu diesen Ereignissen passiert eine anfangs unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem Vogel „Gertude“ und Horton. Sie will auf sich aufmerksam machen und versucht es mit allen Mitteln…auch mit Hilfe von „Doktor Dake“.
Ein weiterer Teil der Geschichte handelt von dem sexy Vogel „Mayzie“, die den Elefanten bittet kurz(!) auf ihr auszubrütendes Ei aufzupassen….nicht genug, dass die „Whos“ in Gefahr sind, jetzt heißt es auch auf ein Vogelei aufzupassen. Die selbsternannte Chefin des Dschungels „The sour Kangoroo“ und ihre Gehilfen „The Wickersham Brothers“ wollen, dass wieder Ruhe einkehrt und bringen Horton vor Gericht….das Ei ohne Eltern…die „Whos“ in großer Gefahr…
…und das Ende wird nicht verraten ;-)
PCA: In „Seussical“ begegnen einander also Figuren aus 15 unterschiedlichen Geschichten – jede Menge fantastischer „Stoff“ also. Wie beurteilst du den verhältnismäßigen Anteil am Erfolg, bzw. die wechselseitige Beeinflussung eines Stückes von Buch, Regie und Darstellern?
RITA: Hm…gute Frage…wie schon die Frage gestellt ist, ist es eine wechselseitige Beeinflussung. Alle Komponenten tragen ihren Beitrag zum Erfolg eines Sückes bei. Wenn das Stück schon mal gut ist, viel hergibt…wie zum Beispiel, interessante Charaktere, spannende Story, Musik, die ins Ohr geht, dann hat der Regisseur die Aufgabe, dieses Juwel, bestmöglich für die jeweilige Bühne zu adaptieren. Dabei muss man immer daran denken, dass der Zuschauer das Stück zum ersten Mal sieht und die Gedankengänge der Entstehung nicht teilen kann. Somit ist es bei der Kreativarbeit wichtig, es immer wieder „wie beim ersten Mal“ anzuschauen. Der Darsteller sollte in den ersten Probenschritten versuchen, den Ideen des Regisseurs zu entsprechen, um es dann „zu seinem Eigenen“ zu machen. Jede Komponente hat ihre eigene Verantwortung…aber auf dem Blatt der Kritiker ist es immer der Regisseur…aber das ist schon okay so ;-)
PCA: Die Musicalbearbeitung von Stephen Flaherty (Musik) und Lynn Ahrend (Liedtexte) bietet dem Publikum leicht zugängliche Lieder mit Ohrwurmcharakter. Warum denkst du, erreicht und begeistert dieses Musical Kinder und Erwachsene gleichermaßen?
RITA: Die Songs haben ein bisschen „Disneycharakter“ ;-) Die Melodien reichen von „phantastisch“ (z.B.„Thinks you can think“) über „entzückend“ (z.b. „Here on Who“) bis zu „dramatisch“ (z.B. The People versus Horton“). Die Texte entsprechen fast immer den Originalen von Theodor Geisel, der eine spezielle Art des Reimens für sich verwendete, nämlich den „anapestic tetrameter“ …ein Beispiel: „And today the Great Yertle, that Marvelous he, Is King of the Mud. That is all he can see…. ;-).
Auch, wenn man die Texte wegen ihrer Vokabel vielleicht nicht immer ganz versteht, sind sie so melodiös und passend, dass man der Geschichte trotzdem gut folgen kann.
PCA: Die Abschlussshows der PERFORMING ACADEMY werden den AbsolventInnen insofern auf den Leib geschneidert, als in der Auswahl der Stücke bereits berücksichtigt wird, dass für jede und jeden der ideale Charakter dabei ist. Das ist voriges Jahr mit „Heart und Music“ wunderbar gelungen. Who is Who in „Seussical“?
RITA: Beginnen wir doch mit den Damen…
Da wäre der etwas schüchterne, liebevolle Vogel „Gertrude“ gespielt von Julia Wenig und die selbstbewusste Chefin des Dschungels „The Sour Kangoroo“ von Jasmin Andergassen dargeboten. Die entzückende „Cindy Lou Who“ und ein Drittel der „Supreme Vögel“ verkörpert Anna Carina Buchegger, als die emanzipierte Frau Bürgermeister sehen wir Eva Prenner. In einer Hosenrolle als verträumten Sohn „Jojo“ wird und Astrid Gollob verzaubern und den Part des sexy Vogels übernimmt Jeannine Allieri.
Die Herren sind in folgenden Rollen zu sehen…
Den gutmütigen Elefanten „Horton“ spielt Michael Höfner, einen seiner Widersacher („The Wickershams“) und den Mann der Bürgermeisterin sehen wir von Peter Neustifter. Als strenger Drillsergeant „General Schmitz“ und als einen weiterern „Wickersham Brother“ Tom Poms und als verrückt-phantastischen Erzähler und als den letzten der drei Affenbrüder können wir uns auf Markus Hareter freuen.
PCA: Wie würdest du den Unterschied in der Arbeitsweise für das „große“ „Camp Rock – Das Musical“ zum „kleineren“ „Seussical“ beschreiben?
RITA: Der erste große Unterschied ist die Anzahl der Darsteller ;-) waren es bei „Camp Rock – Das Musical“ 52, sind es jetzt bei Seussical 22. Der kreative Prozess ist auch ein bisschen anders, weil ich bei „Camp Rock“ natürlich sehr an die Buchvorgabe gebunden war. Bei Seussical habe ich mich für die, in Amerika schon oft gespielte, Kurzfassung entschieden und habe diese auch ein bisschen auf die 10 Absolventen angepasst.
Die Arbeitsweise „in meinem Wohnzimmer“ bleibt aber die gleiche…da ist ein Stück, dass es heißt auf die Bühne zu bringen, mit eigenen Ideen, Bildern und Umsetzungen. Die Probenarbeit ist aber dann natürlich mit einem kleineren Ensemble für eine kleinere Bühne etwas …hm…sagen wir…unkomplizierter ;-)
PCA: Du bist ja zurzeit in „Ich war noch niemals in New York“ im Wiener Raimund Theater engagiert. Wie bewältigst du als Musicaldarstellerin die spezielle Herausforderung, in den drei Sparten Tanz, Gesang und Schauspiel gleichermaßen bestehen zu können? Was ist in deinen Augen das wichtigste Rüstzeug, das eine Künstlerin/ein Künstler im Musiktheaterbereich mitbringen muss?
RITA: Für mich ist es ein totales Geschenk diesen Beruf ausüben zu dürfen…und auch eine dauernde Herausforderung, die ich seit Jahren gerne annehme ;-)
Auch nach dem Abschluss meiner Musicalausbildung habe ich nicht aufgehört, zu lernen. Ich trainiere möglichst regelmäßig, nehme Gesangs-und Schauspielstunden. Ich möchte mich verbessern, ausloten, wie viel noch möglich ist und auch immer wieder neues entdecken.
Ich glaube, dass wichtigste Rüstzeug ist, realistisch zu bleiben, sich durch Niederlagen nicht abschrecken zu lassen und die Liebe am Beruf nie zu verlieren.
PCA: Ein Jahrgang wird sich mit „Seussical“ aus der Ausbildung verabschieden und nahezu zeitgleich gehen hoffnungsvoll die BewerberInnen der diesjährigen Audition in das Rennen um einen der begehrten Ausbildungsplätze an der PERFORMING ACADEMY. Was würdest du neuen StudentInnen in Hinblick auf eine erfolgreiche Aufnahmeprüfung raten, bzw. worauf achtest du als Jurymitglied besonders?
RITA: Ich achte auf Authentizität…auf ein Strahlen und auf Persönlichkeit….danach interessiert mich erst das Können ;-)
Nein ehrlich, die Grundvoraussetzung, also Talent in Gesang, Tanz und Schauspiel muss man natürlich mitbringen, aber all das kann man lernen. Bei meinem ersten „Auswahlkriterium“ bin ich mir nicht so sicher, ob das erlernbar ist
PCA: Noch einmal zurück zu „Seussical – The Musical“. Die vordergründig lustige Geschichte von „Seussical“ ist letztlich eine Parabel über Außenseiter in unserer Gesellschaft. Wie denkst du darüber und ist dir die Betonung dieses Aspektes in deiner Umsetzung wichtig?
RITA: Tatsächlich geht es in diesem lustig-phantastischen Stück um den Umgang mit Außenseitern. Horton, der verspottet wird und sogar vor Gericht kommt, weil er an etwas glaubt, was der Mehrheit nicht entspricht oder Gertude, die versucht,so zu sein wie die anderen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich finde „Seussical“ schafft es dieses Thema sehr charmant-hintergründig aufzubereiten. Man darf miterleben, wie sich diese Außenseiter fühlen und warum sie manches tun…man versteht, weil man sich mit ihnen beschäftigt.
In „Seussical“ sind definitiv die „Loser-Rollen“ die Sympathieträger…leider ist das im wahren Leben ja eher selten der Fall.
PCA: Vielen Dank, liebe Rita, für dieses „bezaubernde“ Interview! Wir wünschen Euch noch einen gelungenen Probenendspurt und freuen uns auf das Ergebnis:
Seussical: 6. und 7. April um 19:30 Uhr im Theater Akzent
Regie: Rita Sereinig
Musikalische Einstudierungen: Marie Landreth
Choreographie: Sabine Arthold, Susi Rietz und Rita Sereinig
Unterstützt werden die zehn AbsolventInnen dabei von 12 Ensemblemitgliedern aus dem 2. und 1. Jahrgang der PERFORMING ACADEMY.