Eine besonders ereignisreiche Zeit hat Performing Artist Nina Weiß vor sich. In gleich drei großen Produktionen wird sie ab Herbst dieses Jahres ihr Allround-Talent in völlig unterschiedlichen Stücken und Rollen zeigen können. Ein guter Grund für uns, Nina vor das Mikrofon zu bitten, um sie nach dem Geheimnis ihres Erfolges zu befragen.
Auch wenn sie, in ihrer sympathischen und bescheidenen Art, ihr Licht im Interview ein wenig unter den sprichwörtlichen Scheffel stellt, rücken ihre großartigen Engagements sie dafür immer wieder ins rechte Scheinwerferlicht und lassen eine vielschichtige, begabte und äußerst erfolgreiche Persönlichkeit des Musiktheaters in vollem Glanz erstrahlen.
Die gebürtige Klagenfurterin absolvierte ihre dreijährige künstlerische Ausbildung an der PERFORMING ACADEMY im Juni 1999.
Seitdem war sie in zahlreichen Produktionen an den verschiedensten Häusern zu sehen:
Am Stadttheater Klagenfurt in der „Rocky Horror Show“ und „Anything Goes“. Beim Musical Sommer Amstetten in „Fame“, „Kiss Me ,Kate!“, „Moby Dick!“ und „The Wild Party“. „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ und „Hair“ führten sie an das Wiener Raimund Theater. Die Produktionen „West Side Story“, „Saturday Night Fever“, „Grease“ und „Miami Nights“ nach Deutschland und in die Schweiz. Für „The Producers“ kehrte sie nach Wien zurück und auf die Bühne des Wiener Ronacher, auf der man sie auch in „Tanz der Vampire“ erleben konnte.
Im September kommt sie nun in der Hauptrolle der Kathie Selden im Musical-Evergreen „Singin’ in the Rain“, unter der Regie von Werner Sobotka, an die Wiener Kammerspiele. Für diese Auftaktpremiere konnte sie sich bei der großen Audition gegen Talente aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ebenso durchsetzen, wie bei der Suche nach der geeigneten Besetzung für die Rolle der Eponine in der Wiederaufnahme des weltberühmten Musicals “Les Misérables” für die Sommerarena der BühneBaden ab August.
Doch damit nicht genug, konnte sie auch die Macher von „Sweet Charity“ am Stadttheater Baden von sich überzeugen, die sie in der Hauptrolle als Charity Hope Valentine (gemeinsam mit ihren Performing Artist Kolleginnen Julia Tiecher und Barbara Wanasek, beide als „Taxigirl“ im Ensemble) für 12 Vorstellungen zwischen Jänner und März 2012 unter Vertrag genommen haben.
Umso mehr freut es uns, dass Nina sich trotz beginnender Proben die Zeit genommen hat, uns Einblicke in Vergangenes, Gegenwärtiges sowie Ausblicke auf ihre spannende Zukunft zu gewähren. Herausgekommen ist ein ebenso charmantes wie interessantes Gespräch, bei dessen Lektüre wir viel Vergnügen wünschen!
DAS INTERVIEW:
PCA: Vielen Dank, Nina, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst, zumal wir wissen, dass du im Moment in Vorbereitung für gleich drei große Rollen in drei großen Produktionen steckst. Verrate uns bitte mehr zu deinen Vorhaben!
Nina: Es hat sich wirklich Unglaubliches getan in den letzten Monaten und ich bin überwältigt von den Möglichkeiten, die sich ergeben haben. Das erste Stück, das zur Premiere kommt, wird „Les Miserables“ in Baden sein. Das läuft nur für sechs Vorstellungen und ist für die meisten Darsteller eine Wiederaufnahme, daher eine kurze Probenzeit. Für mich und eine Kollegin, übrigens auch ein Performing Artist (Julia Tiecher, Anm.der Red.), aber ganz neu. Das wird eine tolle Herausforderung und da freu ich mich sehr darauf. Anfang Dezember diesen Jahres beginnen dann die Proben für „Sweet Charity“, auch im Stadttheater Baden und da darf ich tatsächlich die Hauptrolle der Charity Hope Valentine übernehmen.
PCA: Und das ist noch nicht alles!?
Nina: Für „Singing in the Rain“ in den Kammerspiele, das „kleine Theater“ im 1. Bezirk, beginnen die Proben Mitte Mai und ich freu mich schon riesig darauf, die Steppschuhe rauszuholen und loszulegen. Die Premiere ist allerdings erst Mitte September und ich glaube, es sind insgesamt 60 Vorstellungen, ein Block im Herbst und dann noch ein Block im Frühjahr.
PCA: Du verkörperst in diesen Produktionen drei sehr gegensätzliche Frauenfiguren in unterschiedlichen Milieus und geschichtlichen Abschnitten. Die temperamentvolle Schauspielerin Kathy Selden in „Singin’ in the Rain“, die gutgläubige Charity Hope Valentine in „Sweet Charity“ und die unglückliche Eponine mit tragischem Schicksal in „Les Misérables“. Wie erarbeitest du dir diese Charaktere, wer liegt dir mehr und welcher Aspekt vielleicht weniger und wie schaffst du es, die Figuren am Ende voneinander zu trennen?
Nina: Das ist wirklich eine gute Frage. Dafür sind natürlich die Probenphasen da, dass man sich in ein Stück, in eine Figur, in eine Zeit hinein fühlt. Ich bin sehr gespannt, weil das im Fall von „Les Miserables“ in einer sehr kurzen Zeit geschehen muß, daher werde ich versuchen mich sehr gut vorzubereiten, vor allem musikalisch. Ich glaube, dass es wichtig ist, eine eigene Idee bzw. Vorstellung von einer Figur zu haben. Auch wenn man im Endeffekt einen Regisseur hat, der sagen wird, wie er es gerne hätte, ist es schön, wenn man von sich aus etwas anbieten kann und ich hoffe, das gelingt mir!
Ich nehme an, dass alle drei Charaktere etwas mit mir zu tun haben werden, einfach weil ich es bin, die sie spielt. Wenn man etwas für eine Audition vorbereiten muß, ob Text oder Lied, ohne noch viel über das Stück zu wissen, muß man auch auf sich selbst zurückgreifen und in der Interpretation wird viel von einem selbst drinn sein. Vielleicht ist es auch genau das, weswegen man dann genommen wird.
Es sind unterschiedliche Stücke und somit auch die Vorbereitung darauf sehr unterschiedlich. Als Kathy in „Singin in the Rain“ sowie als Charity in „Sweet Charity“ werde ich in allen drei Sparten, also Gesang, Tanz und Schauspiel richtig gefordert sein. Man muß sich nur den Film mit Shirley MacLaine anschauen- was diese Frau macht, ist einfach sensationell!!!! Das ist eine so umfassende Rolle, somit eine riesen Herausforderung und ich hoffe, dass ich das schaffe!
PCA: Das bedeutet also, dass sich diese Engagements unterscheiden, was die Herausforderungen in den Bereichen Tanz, Gesang und Schauspiel betrifft?
Nina: Im Unterschied zu den anderen beiden Stücken ist „Les Miserable“ ein richtiges ‚Gesangsmusical’. Es ist durchkomponiert und ich glaube, es gibt wenn nur wenige gesprochene Passagen. Ich komme ja ursprünglich vom Tanz und der war auch in allen Shows, die ich bisher gemacht habe, ein wichtiger Bestandteil. Hier geht’s für mich zum ersten Mal rein um Gesang und Schauspiel und das habe ich in der Form noch nicht gemacht.
PCA: Aber du konntest die Audition für dich entscheiden! Nina – du bist der Inbegriff einer erfolgreichen Musicaldarstellerin, weil du eine Allround-Könnerin in den Sparten Tanz, Gesang und Schauspiel bist. Siehst du auch in dieser Vielseitigkeit die Voraussetzung, um in diesem Beruf erfolgreich sein zu können?
Nina: Natürlich hat jeder seinen Schwerpunkt, ich auch. Aber wenn man Musical macht, dann bedeutet das Gesang, Tanz und Schauspiel und es sollte auch von allen drei Sparten etwas da sein, um dem Genre gerecht zu werden. Ich glaube, man kann der aller, aller, aller tollste Sänger der Welt sein, wenn man es im Endeffekt nicht glaubhaft rüber bringen kann, dann finde ich das für Theater oder eben für Musical nicht so geeignet.
PCA: Du warst immer schon eine großartige Tänzerin. Hast du schon einmal überlegt, vielleicht auch im Bereich Choreografie etwas zu machen?
Nina: (überlegt lange) Ich bin nicht so der ‚Unterrichtstyp’, aber ich habe es schon gemacht. Ich hatte die Möglichkeit bei der „Sophistikids“-Company von Ramesh Nair zu unterrichten und bei dieser Arbeit auch Choreografien zu erstellen. Ich muss sagen, dass mich das wahnsinnig gefordert hat, weil ich anfangs Angst davor hatte und weil ich wirklich nicht schnell mit mir zufrieden bin. Es hat mir dann aber sehr viel Spaß gemacht mit den Kinder und Jugendlichen zu arbeiten und mir etwas für sie auszudenken. Den Ehrgeiz, für Profis zu choreographieren, hab ich noch nicht verspürt.
PCA: Bevorzugst Du Engagements in Stücken mit kürzerer Spieldauer oder entwickelst Du lieber einen Charakter längerfristig im Zuge einer Long-Run-Produktion. Wo siehst du generell die Vor- und Nachteile in diesem Zusammenhang?
Nina: Ich komm jetzt ja gerade aus einer Long-Run-Produktion „Tanz der Vampire“ und direkt davor war ich mit „The Producers“ auch in einer Long-Run-Produktion. Ich mache immer gerne mal etwas Neues, werde gerne neu herausgefordert. Diese Möglichkeit bietet sich in einem Long-Run – der wieder ganz andere Vorteile hat -weniger. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann so, wie es sich nun dieses Jahr ergibt – es ist perfekt.
PCA: Du bist vielschichtig und du magst es vielschichtig.
Nina: Ja, genau so mag ich es. Im Fall von „Tanz der Vampire“ hab ich nach einem anfänglichen Ensemble-Angebot um eine Cross-Swing-Position gebeten und stand schlußendlich vor der Herausforderung 12 Frauenpositionen abzudecken! Das war vollkommen neu für mich und spannend. Nach 15 Monaten „Vampire“ wollte ich mir dann aber die Möglichkeit auf etwas Neues geben.
PCA: Im März stellten sich unsere Nachwuchstalente wieder der großen Herausforderung eines großen nationalen Tanzwettbewerbes, den sie wie bereits im vorigen Jahr souverän für sich entscheiden konnten. Jetzt geht es zu den European-Open, die 2010 ebenso sensationelle Erfolge brachten. Wie wichtig waren solche Wettbewerbe für dich als ganz junge Tänzerin als Bühnenerfahrung, Motivation und für dein Selbstbewusstsein?
Nina: Wir haben mit der Tanzschule an sehr vielen Wettbewerben teilgenommen und im Vordergrund stand immer der Spaß und das gemeinsame Erlebnis. Es war einfach herrlich und eine riesen Gaudi für 2-3 Tage wegzufahren, z.B. 14 Stunden mit dem Zug bis nach Holland- wir sind viel herumgekommen. Es war auch immer aufregend. Man hofft, dass alles klappt, dass fair bewertet wird und natürlich freut man sich, wenn man mit einem Pokal nach Hause kommt, aber man sieht auch mal, was die anderen schönes machen. Gegen tolle Beiträge konnten wir echt gut verlieren und sagen: „Bitte nehmt den Preis, gegen euch verlieren wir gerne!“ (lacht)
PCA: Ein guter Moment, um zurück zu blicken. Wie entstand in dir die Vorstellung einmal einen Bühnenberuf zu ergreifen, wie hast du diesen Weg verfolgt und gab es so etwas wie eine Initialzündung, die dich veranlasste, tatsächlich mit deiner Ausbildung auf dieses Pferd zu setzen?
Nina: Mit acht Jahren habe ich zu tanzen begonnen, einmal, zweimal die Woche in der Kindertanzschule und seit damals ist Tanz meine große Leidenschaft.
Zu Maturazeiten kam dann die Frage nach dem, was danach kommt. Ein Studium oder vielleicht doch etwas mit Tanz? Aber ich hab keine echte Chance gesehen, das zu meinem Beruf zu machen. Ich dachte immer: „Da gibt es doch viel bessere als mich…“. Auch als wir eine Freundin aus der Tanzschule, die zu der Zeit bereits an der PERFORMING ACADEMY und zuvor bei Peter Weck studiert hatte, in Wien besucht und in der Abschluss-Show bewundert haben, habe ich noch nicht gedacht, dass das etwas für mich wäre.
Dann kam die Ausschreibung der Audition in die Tanzschule. Ich muß sagen, die Angst, irgenwann in einem Theater zu sitzen und zu denken: „Ach, hätte ich es doch wenigstens probiert!“ war ausschlaggebend, es doch zu versuchen.
PCA: Vor Kurzem fand am PERFORMING CENTER AUSTRIA die diesjährige Aufnahmeaudition für die PERFORMING ACADEMY statt. Welche Erinnerungen weckt das in dir und was würdest du den hoffnungsfrohen Kandidatinnen aus deiner heutigen Sicht raten?
Nina: Meine Freundin und ich hatten uns erst einen Tag davor dazu entschlossen– das würde ich nicht empfehlen. (lacht) Dementsprechend kurz war die Vorbereitungsphase und dementsprechend nervenaufreibend. Dazu kam, dass unsere Audition damals für das Fernsehen aufgezeichnet wurde und somit doppelt stressig war. In meiner Erinnerung sehe ich mich mit einer Kappe, ganz tief ins Gesicht gezogen, furchtbar angezogen und mich dauern irgendwo vor den Kameras versteckend. (lächelt)
Während unserer Audition konnten wir damals Proben der Academy-StudentInnen beobachten. Singen und Tanzen und Schauspielen – das hat mich total fasziniert. Das war der Moment in dem mir klar war: „Wenn ich aufgenommen werde, dann probiere ich es!“ Bereits im ersten Jahr wußte ich, dass ich das auch weitermachen möchte. Für mich war es die richtige Entscheidung und ich kann jedem nur raten: Wenn man etwas machen möchte, muß man es unbedingt probieren!!!
PCA: Wie hat dein Umfeld reagiert, als deine Entscheidung diese Ausbildung zu machen feststand?
Nina: Das war sehr lustig, weil ich im Vorfeld niemandem von der Audition erzählt habe. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es eine Lehrerin bei einem Studienberatungsgespräch ziemlich lächerlich fand, dass ich beruflich etwas in Richtung Tanz versuchen wollte. Deswegen hab ich es für mich behalten, bin nach drei Tagen zurückgekommen und habe verkündet, dass ich nach Wien gehen und diese dreijährige Ausbildung machen werde. Meine Freunde haben sich wahnsinnig für mich gefreut. (lacht!)
PCA: „Bildung“ ist ja ein Schlagwort der Stunde. Umgelegt auf die Ausbildungssituation im Musiktheaterbereich. Was ist deiner Meinung nach besonders wichtig, um von einer wirklich „Guten Ausbildung“ sprechen zu können?
Nina: (denkt nach) Es wäre wichtig allen drei Sparten, Schauspiel ,Tanz und Gesang gleichviel Gewicht in der Ausbildung einzuräumen und die Studenten vor allem in den Bereichen zu fördern, die noch nicht ihre Königsdisziplinen sind. Je mehr man sich in dieser Zeit ausprobieren kann, desto besser, denn dafür ist sie da!
PCA: War es wichtig für dich, dass man an der PERFORMING ACADEMY die Gelegenheit bekommt, auch schon während der Ausbildungszeit in großen professionellen Produktionen mit dabei sein zu können? Welche war die wichtigste Produktion, an der du im Zuge deiner Ausbildung teilgenommen hast und welche Regisseure haben dich in dieser Zeit geprägt? Ich denke da zum Beispiel an „Body Electric“ oder „Cross the Line“ im Raimund-Theater, da warst du ja auch am Plakatsujet zu bewundern.
Nina: Wir haben während der Schulzeit viele Möglichkeiten gehabt aufzutreten. Galas, diverse Auftritte und natürlich die Schulproduktionen am Ende des Jahres, bei denen sich die Möglichkeit ergab, verschiedene Regisseure und Choreographen kennenzulernen und schon mal mit ihnen zu arbeiten. Zu meiner Zeit waren das z.B. Kim Duddy und Werner Sobotka, mit denen ich im Zuge einer Schulshow zum ersten Mal gearbeitet habe und auch nach der Ausbildung noch mehrere Male das Vergnügen einer Zusammenarbet hatte. Meine allererste professionelle Produktion, noch während der Ausbildung, war „Kiss me, Kate!“ beim Musicalsommer Amstetten. Der Choreograph, Alonso Barros, war zu der Zeit auch mein Tanzlehrer an der Academy.
PCA: Hattest du auch schon Engagements in reinen Sprechrollen und/oder für Film- bzw. TV-Produktionen? Interessiert dich diese Richtung? Denn wenn man alle drei Sparten gelernt hat, ist die Reduktion, bzw. Konzentration doch auch möglich, oder?
Nina: Schwer zu sagen. Wenn ich die Möglichkeit bekommen würde, würde ich nicht „Nein“ sagen. Ich habe einmal in einem Stück eine Rolle gecovert, die hauptsächlich eine Sprechrolle gewesen ist. Das war das allererste Mal für mich und es hat unglaublich viel Spaß gemacht.
Film und Fernsehen ist allerdings wieder etwas ganz anderes und stellt auch andere Anforderungen an einen Schauspieler. Ich hatte letztes Jahr das Vergnügen, das hautnah mitzuerleben. Nächsten Herbst kommt ein neuer Film von Leander Haußmann in die Kinos: ‚Hotel Lux’ mit Michael Bully Herbig und Jürgen Vogel – ich bin auch dabei! (lacht) Ich tanze und bin in einigen Backstage-Szenen, von denen man natürlich nicht weiß, ob sie im fertigen Film zu sehen sein werden Es ist ein ganz anderes Arbeiten, als ich es von der Bühne kenne. Es geht um den Moment. Die Szene muß einmal perfekt sein und kann dazu beliebig oft wiederholt werden. Dann ist sie ‚im Kasten’ und man man muß sie, im Gegensatz zum Theater, nie mehr in derselben Qualität wiederholen können. Oder wenn etwas nicht ganz passt, wird es einfach zusammengeschnitten. Auch die Art zu spielen ist ganz anders. Es wird so viel kleiner gespielt als auf der Bühne. Es wurde zum Beispiel so leise gesprochen, dass ich im Hintergrund oft gar nicht bemerkt habe, dass die Szene schon zu Ende war. Es war unglaublich toll, das mal zu erleben und ich bin sehr gespannt, was dabei rauskommt.
PCA: Das sind wir auch. Wann kommt der Film zu uns?
Nina: Im Herbst, voraussichtlich im Oktober.
PCA: Auch dieses Beispiel zeigt: Dein Beruf bringt es mit sich, immer flexibel, reisefreudig und offen für neue Stücke, Situationen und Teams sein zu müssen. Wie gehst du damit um und was ist dein persönliche Work-Life Balance Rezept?
Nina: Ich habe es tatsächlich geschafft, seit Beginn der Ausbildung meinen Wohnsitz in Wien zu behalten, weil es sich so ergeben hat, dass ich „Long-Run“ immer nur in Wien gespielt habe. Ich habe zwar eine Zeit lang wesentlich mehr in Deutschland und in der Schweiz gespielt als hier, aber die Engagements waren nie so lange, dass ich dafür hätte umziehen müssen.
Es ist schwierig in diesem Beruf. Ich möchte die Möglichkeiten, die sich mir bieten, nutzen können, auch wenn ich deswegen mal für ein paar Monate nicht da bin. Genauso räume ich diese Möglichkeit meinem Partner ein. Das heißt nicht, dass das einfach ist, aber ich glaube, dass man das schaffen kann, wenn man es will. Bevor ich die Ausbildung begonnen habe, hab ich mich damit ehrlich gesagt gar nicht auseinandergesetzt. Ich wusste nicht, wie der Beruf tatsächlich funktioniert, oder was er so mit sich bringt. Es gibt in diesem Beruf eben Phasen, in denen man nicht weiß, wann die nächste Produktion kommen wird, oder wo sie sein wird. Das ist oft nicht einfach, aber man muß lernen, damit umzugehen.
PCA: Wie beurteilst du die Zukunft des Musicals in Österreich? Zum Beispiel gibt es ja bald einen neuen Intendanten am Theater deiner Heimatstadt Klagenfurt. Wird es d.M.n. in Zukunft viele Neuproduktionen, im Sinne von „Neuen Stoffen“, geben und wie denkst du, reagiert ein junges Publikum auf dieses Genre?
Nina: Ich denke, dass es für Kunst im Allgemeinen und sicherlich für das Musical im Speziellen eine schwierige Zeit ist. Werden mutige Entscheidungen getroffen werden für Neues, oder entscheidet man sich doch wieder für Altbewährtes? Ich würde mir mehr Mut zu Neuem wünschen.
PCA: Um dann damit vielleicht auch ein jüngeres Publikum, das eventuell mit dem bereits oft Dagewesenen nicht allzu viel anfangen können, neu dazu zu gewinnen?
Nina: Ja, das könnte ich mir schon vorstellen. Es gab ja eine sehr mutige Phase an einem der großen Häuser in Wien, die leider nur kurz gewährt hat, was sehr schade ist. Ich kann nicht sagen, woran genau es gelegen hat, aber ich würde mir wieder mehr Mut wünschen!
PCA: Apropos wünschen! Vielleicht ist sie ja bereits dabei – aber welche ist denn deine Traumrolle und auf die Bühne welcher Stadt soll dich deine Karriere unbedingt noch führen?
Nina: Das ist echt eine schwierige Frage. In diesem Jahr erwarten mich drei unterschiedliche, aber wirklich große Herausforderungen. Ich wünsche mir einfach weiterhin berufliche Herausforderungen, wie auch immer die aussehen!
Ein Stück fällt mir noch ein. Ich hab es vor Jahren in New York gesehen, es lief aber auch in London, wird es wahrscheinlich aber nie hierher schaffen:„Thoroughly Modern Millie“- das würde ich unglaublich gern mal spielen!
PCA: Oder du gehst dorthin, nach New York oder London! Wäre das was für dich?
Nina: Das glaube ich nicht. Aber wie gesagt, sollte sich auf irgendeine unfassbare Weise so eine Möglichkeit bieten, würde ich sicherlich nicht Nein sagen. Aber ich glaube, da muss man schon realistisch sein und sagen: „Die haben wirklich so viel Auswahl…die warten dort nicht auf mich!“ (lacht)
PCA: Welches Musical, welche Rolle, welche Herausforderung hat dir bisher am meisten bedeutet und warum?
Nina: Ich habe schon viele tolle Sachen gemacht, bei denen man einfach dankbar sein muss, dass man dabei war. Zum Beispiel das allererste Stück, das ich nach der Ausbildung machen konnte: „Joseph“ wurde von Amstetten ins Raimundtheater geholt. Das war eine wunderbare Zeit und ein toller Einstieg ins Berufsleben. Es haben sich auch viele weiter Engagements aus diesem ersten ergeben. Ein ganz besonderes Stück war für mich auch „The Wilde Party“ in Amstetten. Aber es gibt so viele! (Ringt verzweifelt die Hände) „Grease“ in St. Gallen war so eine besondere Zeit mit wundervollen Leuten. „The Producers“ als deutschsprachige Erstaufführung in Wien zu spielen und dann damit nach Berlin zu gehen, war auch einfach genial. Es sind in meinem Berufsleben wirklich schon sehr viele tolle Dinge passiert.
PCA: Gibt es LieblingsspielpartnerInnen mit denen du besonders gerne zusammenarbeitest, wieder spielen möchtest oder jemanden, mit dem du in Zukunft gerne einmal spielen würdest?
Nina: Ich hatte schon ganz viele tolle KollegInnen, mit denen ich auch immer wieder gerne arbeiten würde. Obwohl es so viele Leute in diesem Beruf gibt, trifft man sich doch immer wieder – das ist schön. Mit Leuten zu arbeiten die einen inspirieren und von denen man immer wieder etwas lernen kann. Ja – ich hoffe, dass mir das noch ganz oft passiert.
Vielen Dank für dieses ausführliche und offene Gespräch!
Les Misérables Sommerarena Baden
Musical von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg nach dem Roman von Victor Hugo
Musikalische Leitung: Franz Josef Breznik
Inszenierung: Robert Herzl
Bühne und Kostüme: Manfred Waba
Choreographie: Rosita Steinhauser
Aufführungstermine
6., 10., 19., 26. und 28. August, sowie am 2. September 2011
Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Weitere Infos –> hier
“Singin’ in the Rain”
nach dem MGM Film (1952)
Regie: Werner Sobotka
Choreographie: Ramesh Nair
Musikalische Leitung: Christian Frank
Premiere am 22. September 2011
„Sweet Charity“ im Stadttheater Baden
Bob Fosse ließ vom Komödienautor Neil Simon und dem Komponisten Cy Coleman einen Film von Fellini in ein humorvolles Musical verwandeln. Heraus kam die mehrfach preisgekrönte Show „Sweet Charity“ eine Reihe von Welthits, unter anderem ‚Hey, Big Spender’.
Nina Weiss in der Hauptrolle als Charity Hope Valentin mit Peter Lessiak und Performing Artist Julia Tiecher als „Taxigirl“ im Ensemble
12 Vorstellungen 14.01.2012 – Ende März 2012 bühnebaden